Adolphe Sax und sein Saxophon

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In der Welt des Tanzes begegnen sich zwei scheinbar unterschiedliche Welten: Der leistungsorientierte Turniertanz und der freizeitorientierte Gesellschaftstanz, oft als Breitensport bezeichnet. Während sich auf Turnierflächen konzentrierte Ernsthaftigkeit, Disziplin und Perfektion abspielen, steht im Breitensport meist die Freude an der Bewegung, Geselligkeit und das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund.
Doch die Grenzen sind längst nicht mehr so klar gezogen, wie sie einst waren. In diesem Artikel wollen wir das Spannungsfeld zwischen Turniertanz und Breitensport aus fachlicher Sicht beleuchten: historisch, organisatorisch, pädagogisch – und immer auch mit Blick auf die Zukunft.
Historisch gesehen war der Gesellschaftstanz die Grundlage für das, was wir heute als Turniertanz kennen. Schon in den Ballsälen des 18. und 19. Jahrhunderts galt das Tanzen als Ausdruck sozialer Zugehörigkeit und Etikette. Die Eleganz von Walzer, Polka oder später Foxtrott und Quickstep entwickelte sich aus Formen, die für jedermann zugänglich waren.
Mit der Entstehung erster Tanzwettbewerbe Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich jedoch eine neue Form zu etablieren – eine, die auf Technik, Haltung und Exaktheit fokussiert war. Die Gründung des World Dance Council (WDC) sowie der Deutsche Tanzsportverband (DTV) markierten institutionelle Trennlinien zwischen Freizeit und Leistung.
Was einst auf dem Ball begann, findet heute auf dem Parkett statt – mit klar definierten Wertungskriterien und professionellem Training.
Der Breitensport-Tanz bietet ein niedrigschwelliges, integratives Angebot. Ziel ist es, möglichst viele Menschen jeden Alters zur regelmäßigen Bewegung zu motivieren – oft in Tanzschulen, Vereinen oder Tanztreffs. Hier geht es um:
Geselligkeit
Gesundheit
kulturelle Teilhabe
Einstieg in die Welt des Tanzens
Gerade ältere Menschen oder Paare, die „einfach gemeinsam tanzen“ wollen, finden hier ihr Zuhause. Auch Formate wie Tanzabzeichen, Tanzkreis-Wettbewerbe oder Hobby-Turniere gehören dazu.
Im Gegensatz dazu steht der Leistungsgedanke im Mittelpunkt des Turniertanzes. Technik, Dynamik, Ausdruck und Ausdauer werden in einem hoch strukturierten System vermittelt und bewertet. Ein klassischer Ausbildungsweg kann sein:
Einstieg über Tanzkurs
Wechsel in den Verein
gezieltes Techniktraining
erste Turniererfahrung in D- oder C-Klasse
Aufstieg in höhere Klassen (B/A/S)
Die Anforderungen an Kondition, Musikalität und Präsentation sind extrem hoch. Dennoch bleibt der Turniertanz auch eine Form von künstlerischem Ausdruck, geprägt von emotionaler Inszenierung.
Ein Großteil der Tanzszene spielt sich heute in Vereinen ab. Diese sind die Brücke zwischen Breitensport und Leistungssport. Sie bieten sowohl Anfängerkurse als auch Turniergruppen, teilweise sogar Kinder- und Jugendförderung oder Seniorenangebote.
Hier treffen sich die beiden Welten – nicht immer konfliktfrei. Häufige Spannungsfelder:
Thema | Breitensportler | Turniertänzer |
---|---|---|
Anspruch | Freizeit, Spaß, Entspannung | Ehrgeiz, Präzision, Zielorientierung |
Training | 1–2x pro Woche | 3–6x pro Woche, oft externes Coaching |
Kleiderordnung | Locker bis festlich | strikte Turnierkleidung (Ballkleid, Frack etc.) |
Musik | breites Spektrum, auch Pop | standardisierte Turniermusik |
Raumanspruch | flexibel | große Flächen, idealerweise Spiegelsaal |
Vereine müssen hier oft vermitteln und balancieren. Nur wenige schaffen es, beide Gruppen nachhaltig zu begeistern.
Tanztrainer und -trainerinnen stehen vor der Herausforderung, sowohl Hobbytänzer als auch Turnierpaare professionell zu betreuen – mit vollkommen unterschiedlichen Zielen.
Fokus auf Motivation und positive Gruppendynamik
Didaktik: Schrittfolgen und Spaß im Vordergrund
Fehlertoleranz ist hoch, Anpassung an Alter und Fitness
detaillierte Technikvermittlung (z. B. Fußarbeit, Körperachse)
Drill, Wiederholung, mikroskopische Korrekturen
gezielte Fehleranalyse, Strukturtraining
Die Kunst besteht darin, das Richtige im richtigen Moment zu lehren – mit Feingefühl für beide Milieus.
Viele Trainer spezialisieren sich daher bewusst, um pädagogische Qualität sicherzustellen.
Die Motivation zu tanzen unterscheidet sich fundamental:
Breitensportler tanzen zur Entspannung, als Paarzeit, zur Musik – die Leistung steht nicht im Vordergrund.
Turniertänzer suchen Vergleich, Ranglisten, Verbesserung – sie messen sich mit anderen und sich selbst.
Der Hobbypaar fühlt sich „überfahren“ von Technikdiskussionen.
Das Turnierpaar sieht sich in Trainingsgruppen „gebremst“.
Trainer empfinden „wenig Ehrgeiz“ als mangelnde Disziplin oder „zu viel Drill“ als überzogen.
Hier hilft vor allem Kommunikation, ein respektvoller Umgang und das bewusste Wahrnehmen der anderen Perspektive.
Trotz aller Gegensätze gibt es auch fruchtbare Synergien:
frischem Blick auf Musikvielfalt und Ausdruck
Lockerheit, Kreativität, Improvisation
generationsübergreifender Motivation
besserer Technikvermittlung
Körperbewusstsein und Haltung
Methodik im Unterricht
Geteilte Ressourcen wie Trainingsräume, Trainer oder Events können beiden Gruppen zugutekommen. Auch Showauftritte oder gemeinsame Projekte fördern das Verständnis füreinander.
klare Trennung von Trainingsgruppen mit unterschiedlichen Zielen
optional: Übergangsformate wie „Breitensport mit Turnieroption“
regelmäßiger Austausch zwischen Trainern, Gruppen, Vereinsvorstand
Feedbackformate für Tänzer aller Leistungsklassen
gemeinsame Tanzabende, Workshops, Vereinsbälle
Turniere mit Hobby- und Leistungsklassen nebeneinander
Unterstützung bei Fortbildungen
Initiativen wie „Tanzen verbindet“ (z. B. vom LTV oder DTV)
Ein gelingendes Miteinander basiert auf Wertschätzung, Transparenz und Offenheit für Diversität.
Die Zukunft liegt vermutlich nicht in der weiteren Trennung, sondern in einer bewussten Koexistenz. Vereine, Tanzschulen und Trainer, die beides ermöglichen, werden auch künftig attraktiv sein – für Neueinsteiger wie für ambitionierte Tänzer.
Der gesellschaftliche Trend zu Gesundheit, Lebensfreude und Individualität spricht klar für ein starkes Breitensportangebot. Gleichzeitig braucht es Leuchttürme im Leistungssport, die Qualität, Disziplin und ästhetischen Anspruch sichtbar machen.
Technologische Entwicklungen wie digitale Tanzportale, Online-Coachings und Musik-Apps können helfen, beide Welten besser zu verbinden.
Turniertanz und Breitensport sind keine Gegensätze, sondern zwei Ausprägungen derselben Leidenschaft. Das Spannungsfeld ist real – aber es kann auch produktiv sein. Es liegt an uns Trainern, Tänzern, Vereinen und Verbänden, die Verbindung zu gestalten.
Denn am Ende zählt, was uns alle vereint:
Die Liebe zum Tanzen.
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Turniertanz und Breitensport im Vergleich: Wo liegen die Unterschiede, wo Synergien? Ein fundierter Fachartikel über Herausforderungen und Chancen im modernen Tanzsport.
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